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05.01.2010, 13:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.01.2010, 13:52 von
holgi63.)
Hallo Max,
für Direkteinspritzer ist Standgasbetrieb grundsätzlich nicht gut, egal ob Sauger oder Ladermotoren!
Direkteinspritzer zählen zu den "kühlen" Verbrennern, was bedeutet, dass sie einen hohen Wirkungsgrad besitzen und verhältnismäßig wenig Abwärme erzeugen.
Im Standgas kommt hinzu, dass die Einspritzdüsen, sogar wenn sie noch ziemlich neu sind, kein gutes Spritzbild haben und den Kraftstoff recht grobtropfig in den Brennraum bringen, was bewirkt, dass ein Teil des Diesels schlecht oder gar nicht verbrennt und stattdessen den Ölfilm an den Zylinderwänden verdünnt und damit die Schmierung abwäscht!
Selbst ein intakter Öldruck kann das nicht verhindern.
Wer kennt nicht die Qualmwolke, die erst mal aus dem Auspuff kommt, wenn der Motor nach längerer Bergabfahrt wieder schaffen muss.
Auch dem Turbolader ist das nicht gleichgültig, da dieser klebrige Qualm sich an der Turbine absetzen kann. Schafft der Lader wieder, verbrennt der angebackene Kleister infolge Sauerstoffmangel nicht vollständig und die verbleibenden Verkokungen können sogar zu Unwuchten führen.
Beschleunigt wird das ganze, wenn der Motor unter die Betriebstemperatur absinkt, was bei nur geringer Last leicht passiert.
Für Standgasbetrieb sind diese Motoren nun mal nicht konstruiert. Andere Faktoren, wie z.B. die Hydrodynamik, von der Stefan schrieb, was bei dieser Drehzahl in Verbindung mit verstärktem Kolbenkippen schwere Schäden zur Folge haben kann, kommen noch hinzu, sind aber zu umständlich, das jetzt hier lang und breit zu erklären.
Aus eigener Erfahrung kenne ich mehrere durch Standgasbetrieb zerstörte Direkteinspritzer: In unserer Gegend gab es früher etliche Betriebe mit Weidemelkanlage, mittelfristig der Tod jedes DI's. Der Melkstandkompressor wurde bei Standgas mit der Zapfwelle betrieben. Morgens 2 Stunden, abends 2 Stunden...
Mein Onkel hatte auch so eine und in wenigen Jahren den Motor des IHC 433 gehimmelt. Ähnliche Fälle gab es etliche. Der Defekt des IHC ist aber eindeutig der "Betriebsform Dauerstandgas" zuzuordnen, denn diese Motoren galten als extrem standfest und bei etwa 2.000h war Schluss und der Motor musste gemacht werden.
Wer also im Standgas stundenlang bspw. Spalter oder andere Gerätschaften betreibt, darf sich nicht wundern, wenn der Motor nicht alt wird. Zumindest - und das ist bei Motoren mit Ölverbrauch sehr schwierig - sollte die Ölverdünnung im Auge behalten werden. Bei neuen Motoren steigt der Pegel, bei OM314, 352, 364 und 366 ist aber der Ölverbrauch in der Regel höher, als der Eintrag von Diesel.
Wer den Spalter im Winter viele Stunden benötigt, tut gut, sich dafür einen alten Schlepper mit Vorkammermotor (hier im Forum dürfen das natürlich auch Unimog 401, 411 oder 421 sein) zu beschaffen, die verkraften diesen Betriebszustand erheblich besser.
Aber auch diesem tut eine erhöhte Drehzahl besser. Die Empfehlung von Stefan mit Hinweis auf die BHKW-Motoren würde ich genau so unterschreiben, also 1.200-1.500/min wäre hier wohl anzusetzen.
FG
Holger
406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83
Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...