Hallo Heinrich,
ich bitte Dich sehr, diesen Beitrag nicht als Kritik an dem Deinen oder gar an Dir persönlich auffassen, ganz im Gegenteil – endlich mal einer, bei dem es ohne größere Probleme klappt, die Problematik ist aber dennoch etwas komplexer, als es nach Deinem Post scheinen mag!
Zuerst einmal danke vielmals für diesen sehr wertvollen Beitrag!
Da er aus praktischer Erfahrung stammt, ist er als Antwort auf die eingangs gestellte Frage sehr hoch zu bewerten!
(Dennoch würde ich gern schon von Dir wissen, was an meinem Beitrag (Zitat: ) "...sehr merkwürdig..." ist?
Auch meine Beobachtungen stammen aus der Praxis, zwar nicht alle selbst, also persönlich am eigenen Fahrzeug gemacht, aber dennoch zusammen mit Arbeitskollegen, Freunden oder bekannten Unternehmen gemacht. Zudem bin ich in dem Unternehmen, in dem ich arbeite, für die „Versuchsfahrzeuge“ mitverantwortlich.
(Mein Chef ist wie ich ein sehr technikbegeisterter Bastler und so „experimentieren“ wir beide gern mit Firmenautos, was so alles technisch möglich ist.
So läuft z.B. gerade im Moment ein Versuch, bei dem zwei umgerüstete Skoda Octavia „Elsbett“ gegen einen Toyota Prius beweisen müssen, wer billiger fährt. Aufgrund der im Firmeneinsatz hohen Kilometerleistung, sowie des engen Kontaktes zur Fa. Elsbett und zu Unternehmen, die gemeinsam mit technischen Universitäten ähnliche Versuche machen, bzw. gemacht haben, möchte ich mir deshalb eine gewisse, wenn auch bescheidene Kompetenz in Fragen alternativer Kraftstoffe zumessen.)
(Dieselpest z.B. hatte ich zwar selber noch keine, aber blink nur mal im Unimog-Forum nach dieser Seuche...) http://www.unimog-community.de
Doch zum Kern:
Das Risiko der Polymerisation mag bei RME zwar nicht ganz so groß sein, wie bei Einsatz von reinem Rapsöl (PÖL), aber die Aussage: (Zitat: )"...einmal pro Jahr Motorölwechsel..." würde ich dennoch nicht ohne Angabe von Betriebsbedingungen und -stunden propagieren und unterschreiben. Das kann auch – trotz mehrjährigem Erfolg im Einzelfall - nahe an der Grenze zum „Glück gehabt“ liegen...
Ich kann jetzt leider (oder besser zum Glück) nicht von selbst erlebten Polymerisationen berichten, aber:
Zitat aus:
http://www.adac.de/Auto_Motorrad/Tanken/...m_Tank.asp
· Befinden sich Buntmetalle (z. B. Kupfer und Messing) sowie Zink im Kraftstoffsystem, werden diese von RME direkt angegriffen bzw. kann eine katalytische Funktion dazu führen, dass es zur „Schlammbildung“ (Polymerisation) von RME kommt.
· Aus Untersuchungen ist bekannt, dass es bei RME-Betrieb zu einer Verdünnung des Motoröls kommen kann, wenn das Fahrzeug häufig mit geringerer Last, wie z. B. im Stop-and-go-Verkehr gefahren wird. Daher sollten die gesonderten Ölwechselvorschriften bei RME-Betrieb unbedingt beachtet werden.
(Zitat Ende)
Ein mit einer TU durchgeführter Versuch einer Fahrzeugflotte eines mir persönlich bekannten Importeurs einer Traktorenmarke bestehend aus mehreren Standardschleppern, sowie einigen PKW’s hat diese Polymerisationen sehr wohl erlebt! Kapitale Motorschäden an mehreren Fahrzeugen und zwar innerhalb des normalen (nicht des verkürzten) Ölwechselintervalles(!) waren leider die Folge.
Nun braucht man bei einem älteren Fzg., wie dem MB-trac nicht mehr so übervorsichtig zu sein, wie der ADAC empfiehlt, die Weichmacher sind inzwischen auch ohne die Lösemittel des RME aus den Schläuchen und Dichtungen raus, zu „blauäugig“ sollte man aber auch nicht sein...
Um jedoch überhaupt einmal einen Eindruck von der tatsächlichen Qualität des verbrauchten Öls zu erhalten, empfehle ich Dir dringend, dies zumindest einmal untersuchen zu lassen.
Wir lassen das immer und mit einer gewissen Regelmäßigkeit bei der Fa. Wearcheck machen. Dort erhält man absolut brauchbare Ergebnisse und auch Informationen, was genau los ist, also z.B. Metallpartikel im Öl, Anteil an Ruß, u.s.w.
http://www.wearcheck.de/
Das ist auch nicht sehr teuer und lohnt sich auch mal bei Fahrzeugen, die kein RME oder PÖL fahren - man kriegt ein wenig einen Gesamteindruck des Motorzustandes.
Trotzdem ist deine langjährige Erfahrung sehr wertvoll in diesem Thread!
Dein trac Baujahr 1989 scheint also RME-taugliche Kraftstoffleitungen zu besitzen, das könnte mit relativer Sicherheit heißen, ab dann und später dürfte es mit den Kunststoffleitungen keine Probleme mehr geben, was damit nicht automatisch für die früheren Baujahre abgeleitet werden kann.
Ich kenne leider Leitungen, die durch verestertes Pflanzenöl aufgequollen sind, wie ein Hefekuchen - was nicht in wenigen Tagen passierte, sondern z.T. Jahre dauern kann!
Sogar PUR-Leitungen sind davon betroffen! Bisher sind lediglich PTFE-Gemische bekannt, über lange Zeit stabil zu bleiben.
Ein weiteres Problem stellt folgende Aussage dar: (Zitat: ) „...Daimler hatte mir auf meine Anfrage in 1994 mitgeteilt, dass die Bosch Reiheneinspritzpumpe im meinem Trac RME-tauglich ist.“
Das ist schön, aber leider im Fall eines Defekts nutzlos, weil man eine Freigabe des Herstellers der Pumpe (BOSCH) benötigt, die zwischenzeitlich für manche Pumpen zwar vorlag, aber seit langem bereits wieder zurückgenommen wurde.
Es gibt zur Zeit m.W. keine einzige Standard-BOSCH ESP, die RME-freigegeben ist. Ausschließlich Sonderpumpen bekommen diese Freigabe. (korrigiert mich bitte, wenn ich nach aktueller Sachlage falsch liegen sollte!)
Trotzdem sind die alten Reiheneinspritzpumpen von BOSCH (was ich aber bereits im vorigen Beitrag erwähnte) die mit den wenigsten Problemen, da hast Du völlig recht! Letztlich spielt das auch eine untergeordnete Rolle, da eine solche Freigabe lediglich im Garantiefall etwas nützt.
Deinem Satz: (Zitat: ) „...Wenn es dann trotzdem riskiert wird, und es geht dabei was in die Hose, dann wird Rotz und Wasser auf das Zeug geschimpft....“ stimme ich voll und ganz zu. Wohl viele Versuche enden nach bitteren Erfahrungen, die oft hätten vermieden werden können!
Deine Beobachtungen zu den Betriebsumständen, also Filterwechsel, Leistungsverhalten, Verbrauch, etc. decken sich total mit unseren Informationen. Danke für die Bestätigung!
Alles in allem bleibt also schon ein selbst zu verantwortendes Restrisiko! Eine Dichtung oder eine ESP kann auch erst nach vielen Jahren defekt werden und es ist dann schwierig, es ursächlich auf RME zurückzuführen.
Deine Erfahrungen zeigen aber, dass es auch ohne viel darüber zu grübeln, einfach funktionieren kann.
Leider bin ich selbst in der Situation eines permanent angespannten Geldbeutels, so dass ich nicht mehr oft den Mut habe, solche Risiken einzugehen. Das mag sicherlich im Einzelfall falsch - und kann sogar teuer sein, allein, was hilft es, die Differenz zwischen meinem Brutto und meinem Netto ist einfach zu groß!
Vielleicht wird man auch mit zunehmendem Alter ängstlicher - vorsichtiger... ich weiß es nicht...
Grüße an alle und bitte nochmal, nichts für ungut, Heinrich, ist nicht persönlich gemeint!
Holger
Hier zwei Wearcheck-Analysen, damit man sich mal ein Bild machen kann (man achte auf die vielen Feinheiten):
ich bitte Dich sehr, diesen Beitrag nicht als Kritik an dem Deinen oder gar an Dir persönlich auffassen, ganz im Gegenteil – endlich mal einer, bei dem es ohne größere Probleme klappt, die Problematik ist aber dennoch etwas komplexer, als es nach Deinem Post scheinen mag!
Zuerst einmal danke vielmals für diesen sehr wertvollen Beitrag!
Da er aus praktischer Erfahrung stammt, ist er als Antwort auf die eingangs gestellte Frage sehr hoch zu bewerten!
(Dennoch würde ich gern schon von Dir wissen, was an meinem Beitrag (Zitat: ) "...sehr merkwürdig..." ist?
Auch meine Beobachtungen stammen aus der Praxis, zwar nicht alle selbst, also persönlich am eigenen Fahrzeug gemacht, aber dennoch zusammen mit Arbeitskollegen, Freunden oder bekannten Unternehmen gemacht. Zudem bin ich in dem Unternehmen, in dem ich arbeite, für die „Versuchsfahrzeuge“ mitverantwortlich.
(Mein Chef ist wie ich ein sehr technikbegeisterter Bastler und so „experimentieren“ wir beide gern mit Firmenautos, was so alles technisch möglich ist.
So läuft z.B. gerade im Moment ein Versuch, bei dem zwei umgerüstete Skoda Octavia „Elsbett“ gegen einen Toyota Prius beweisen müssen, wer billiger fährt. Aufgrund der im Firmeneinsatz hohen Kilometerleistung, sowie des engen Kontaktes zur Fa. Elsbett und zu Unternehmen, die gemeinsam mit technischen Universitäten ähnliche Versuche machen, bzw. gemacht haben, möchte ich mir deshalb eine gewisse, wenn auch bescheidene Kompetenz in Fragen alternativer Kraftstoffe zumessen.)
(Dieselpest z.B. hatte ich zwar selber noch keine, aber blink nur mal im Unimog-Forum nach dieser Seuche...) http://www.unimog-community.de
Doch zum Kern:
Das Risiko der Polymerisation mag bei RME zwar nicht ganz so groß sein, wie bei Einsatz von reinem Rapsöl (PÖL), aber die Aussage: (Zitat: )"...einmal pro Jahr Motorölwechsel..." würde ich dennoch nicht ohne Angabe von Betriebsbedingungen und -stunden propagieren und unterschreiben. Das kann auch – trotz mehrjährigem Erfolg im Einzelfall - nahe an der Grenze zum „Glück gehabt“ liegen...
Ich kann jetzt leider (oder besser zum Glück) nicht von selbst erlebten Polymerisationen berichten, aber:
Zitat aus:
http://www.adac.de/Auto_Motorrad/Tanken/...m_Tank.asp
· Befinden sich Buntmetalle (z. B. Kupfer und Messing) sowie Zink im Kraftstoffsystem, werden diese von RME direkt angegriffen bzw. kann eine katalytische Funktion dazu führen, dass es zur „Schlammbildung“ (Polymerisation) von RME kommt.
· Aus Untersuchungen ist bekannt, dass es bei RME-Betrieb zu einer Verdünnung des Motoröls kommen kann, wenn das Fahrzeug häufig mit geringerer Last, wie z. B. im Stop-and-go-Verkehr gefahren wird. Daher sollten die gesonderten Ölwechselvorschriften bei RME-Betrieb unbedingt beachtet werden.
(Zitat Ende)
Ein mit einer TU durchgeführter Versuch einer Fahrzeugflotte eines mir persönlich bekannten Importeurs einer Traktorenmarke bestehend aus mehreren Standardschleppern, sowie einigen PKW’s hat diese Polymerisationen sehr wohl erlebt! Kapitale Motorschäden an mehreren Fahrzeugen und zwar innerhalb des normalen (nicht des verkürzten) Ölwechselintervalles(!) waren leider die Folge.
Nun braucht man bei einem älteren Fzg., wie dem MB-trac nicht mehr so übervorsichtig zu sein, wie der ADAC empfiehlt, die Weichmacher sind inzwischen auch ohne die Lösemittel des RME aus den Schläuchen und Dichtungen raus, zu „blauäugig“ sollte man aber auch nicht sein...
Um jedoch überhaupt einmal einen Eindruck von der tatsächlichen Qualität des verbrauchten Öls zu erhalten, empfehle ich Dir dringend, dies zumindest einmal untersuchen zu lassen.
Wir lassen das immer und mit einer gewissen Regelmäßigkeit bei der Fa. Wearcheck machen. Dort erhält man absolut brauchbare Ergebnisse und auch Informationen, was genau los ist, also z.B. Metallpartikel im Öl, Anteil an Ruß, u.s.w.
http://www.wearcheck.de/
Das ist auch nicht sehr teuer und lohnt sich auch mal bei Fahrzeugen, die kein RME oder PÖL fahren - man kriegt ein wenig einen Gesamteindruck des Motorzustandes.
Trotzdem ist deine langjährige Erfahrung sehr wertvoll in diesem Thread!
Dein trac Baujahr 1989 scheint also RME-taugliche Kraftstoffleitungen zu besitzen, das könnte mit relativer Sicherheit heißen, ab dann und später dürfte es mit den Kunststoffleitungen keine Probleme mehr geben, was damit nicht automatisch für die früheren Baujahre abgeleitet werden kann.
Ich kenne leider Leitungen, die durch verestertes Pflanzenöl aufgequollen sind, wie ein Hefekuchen - was nicht in wenigen Tagen passierte, sondern z.T. Jahre dauern kann!
Sogar PUR-Leitungen sind davon betroffen! Bisher sind lediglich PTFE-Gemische bekannt, über lange Zeit stabil zu bleiben.
Ein weiteres Problem stellt folgende Aussage dar: (Zitat: ) „...Daimler hatte mir auf meine Anfrage in 1994 mitgeteilt, dass die Bosch Reiheneinspritzpumpe im meinem Trac RME-tauglich ist.“
Das ist schön, aber leider im Fall eines Defekts nutzlos, weil man eine Freigabe des Herstellers der Pumpe (BOSCH) benötigt, die zwischenzeitlich für manche Pumpen zwar vorlag, aber seit langem bereits wieder zurückgenommen wurde.
Es gibt zur Zeit m.W. keine einzige Standard-BOSCH ESP, die RME-freigegeben ist. Ausschließlich Sonderpumpen bekommen diese Freigabe. (korrigiert mich bitte, wenn ich nach aktueller Sachlage falsch liegen sollte!)
Trotzdem sind die alten Reiheneinspritzpumpen von BOSCH (was ich aber bereits im vorigen Beitrag erwähnte) die mit den wenigsten Problemen, da hast Du völlig recht! Letztlich spielt das auch eine untergeordnete Rolle, da eine solche Freigabe lediglich im Garantiefall etwas nützt.
Deinem Satz: (Zitat: ) „...Wenn es dann trotzdem riskiert wird, und es geht dabei was in die Hose, dann wird Rotz und Wasser auf das Zeug geschimpft....“ stimme ich voll und ganz zu. Wohl viele Versuche enden nach bitteren Erfahrungen, die oft hätten vermieden werden können!
Deine Beobachtungen zu den Betriebsumständen, also Filterwechsel, Leistungsverhalten, Verbrauch, etc. decken sich total mit unseren Informationen. Danke für die Bestätigung!
Alles in allem bleibt also schon ein selbst zu verantwortendes Restrisiko! Eine Dichtung oder eine ESP kann auch erst nach vielen Jahren defekt werden und es ist dann schwierig, es ursächlich auf RME zurückzuführen.
Deine Erfahrungen zeigen aber, dass es auch ohne viel darüber zu grübeln, einfach funktionieren kann.
Leider bin ich selbst in der Situation eines permanent angespannten Geldbeutels, so dass ich nicht mehr oft den Mut habe, solche Risiken einzugehen. Das mag sicherlich im Einzelfall falsch - und kann sogar teuer sein, allein, was hilft es, die Differenz zwischen meinem Brutto und meinem Netto ist einfach zu groß!
Vielleicht wird man auch mit zunehmendem Alter ängstlicher - vorsichtiger... ich weiß es nicht...
Grüße an alle und bitte nochmal, nichts für ungut, Heinrich, ist nicht persönlich gemeint!
Holger
Hier zwei Wearcheck-Analysen, damit man sich mal ein Bild machen kann (man achte auf die vielen Feinheiten):
406.120 '72, 440.161 '75, 440.167 '83
Die 3 MBtrac-Grundsätze:
1.) Ein MBtrac ist zwar nicht alles, aber ohne MBtrac ist alles nichts!
woraus folgt:
2.) Ein Leben ohne MBtrac ist möglich - aber sinnlos...
doch zum Glück für die vielen Nicht MBtrac Besitzer:
3.) Nur wer einen MBtrac besitzt, weiß, was allen anderen fehlt...