Milchpreis Desaster
#1

Hallo,
mich würde mal interessieren wie ihr zu dem aktuellen Thema Milchpreisentwicklung und Überproduktion steht. Mir ist klar das ich mit meinen Thesen einige Gemüter erregen werde. Gleich vorweg, ich bin kein Landwirt sondern helfe lediglich meinem Bruder – 70 Milchkühe, Mittelgebirgsregion Rhön.

Der Milchpreis ist desaströs, ich habe heute gelesen das es erste Auszahlungspreise von 18 bis 19 Cent/kg gibt – unfassbar!

Nun zu den Ursachen. Aus meiner Sicht sägten die Bauern selbst auf dem Ast auf dem sie sitzen, es war Ihnen jedoch nicht bewusst. Jeder einzelne war der Meinung er sägt an dem Ast eines anderen Bauern (den Kleineren) aber nicht an seinem eigenen, deshalb wurden munter neue Ställe gebaut und die pure Größe sollte es richten. Diese Politik verfolgten insbesondere Junglandwirte frisch von der Schule und auf Masse statt Qualität getrimmt, die der Meinung waren sie hätten jetzt das Ei des Kolumbus gefunden. Die Molkereien waren auch nicht abgeneigt und haben jedem eine Abnahmezusage gegeben.

Von ihren eigenen Lobbyisten (Sonnleitner und Co) haben die Bauern sich hinters Licht führen lassen. Diese wiederum hatten nur das eine Ziel, die ganz großen Betriebe noch größer zu machen. Sonnleitner und Co waren die Mittelbäuerlichen Betriebe egal, die Kleinen wurden ja schon vorher eliminiert.

Es war wie bei den Goldgräbern in der neuen Welt: Verdient haben die die Hacke und Schaufel verkauften, nicht die Goldgräber. So ist es auch hier und heute: Verdient haben die Agrarkonzerne wie Claas, Acco, John Deere, Leyly, Krone, Pöttinger und die Stallbauer wie Wolf System Bau, Durämat,…., nicht die Bauern!
Es gilt nun mal: Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis!

Die Bauern sitzen nun auf der Überproduktion und schreien nach dem Staat und dem Verbraucher. Der Verbraucher jedoch ist unschuldig, denn er braucht das „mehr“ nicht, er hat auch nicht danach gerufen!
Der Staat mit seiner Lenkungsfunktion hat versagt, denn er hat zusammen mit der EU das Milchquotensystem 2015 abgeschafft, so das die Großbetriebe jetzt ohne Milchquotenkauf „billig“ expandieren konnten.
Die Statements der Großbetriebe: Massentierhaltung sind kleine Ställe und nicht Großbetriebe, da hier ja pro Tier mehr Platz zur Verfügung gestellt wird und leistungsorientiert gefüttert wird, sind lächerlich. Bei den Klein- und Mittelbetrieben gab es noch den Weidegang der Tiere, heute sehen die noch einmal mehr Tageslicht und sind ein Leben lang eingesperrt. Die Milch enthält keine Omega 3 Fettsäuren mehr und die Fleischqualität wird auch immer schlechter. Dann stellt sich noch eine Frage: Was kommt nach der Turbokuh, die Intercoolerkuh???

Jetzt sagt der Landwirtschaftsminister Schmidt: Wir geben Euch Überbrückungskredite und Bürgschaften. Ich habe selten so gelacht, denn das ist nichts Anderes als Insolvenzverschleppung!
Auch wer hier meint das Russland Embargo oder der Absatzrückgang in China seinen Schuld der liegt falsch, denn Lebensmittel müssen nun mal möglichst lokal produziert werden.
Hinzu kommen noch andere Faktoren, z.B. will Irland seine Milchproduktion verdoppeln und auch Neuseeland will seine Produktion kräftig ausweiten. Beide Länder haben klimatisch gesehen durch die Weidetierhaltung viel geringere Produktionskosten.

Schaut euch die OPEC an, ein Oligopol das für seine Überproduktion selbst verantwortlich ist.

Ich hoffe es war eine kritische Analyse, lasst mich dennoch leben!

VG

Jürgen
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#2

Hallo Jürgen

Ich bin selber Landwirt, meine Meinung ist das der Staat sich nicht einmischen soll (beispiel Neuseeland) seit der Staat dort nicht mehr versucht mit Subventionen die Landwirtschaft zu Steuern funktionierts. Du hast recht, die Opfer sind meist Jungbauern, die träumen irgend etwas und verschulden sich, mit Bauen und Mechanisierung und müssen dann irgendetwas zu jedem Preis machen. Mir kann doch keiner erzählen das wir in Europa zu viel Milch haben, immer sind es mehr Leute, weniger Landwirtschaftliche Nutzfläche. Mich würde mal intressieren wenn mal der grosse Teil der Milchproduzenten keine Milch mehr liefern würde, was dann passiert? Das gleiche gilt auch natürlich für andere Produkte.

Grüsse Roman
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#3

Moin,

es hapert an mehreren Stellen (Stellschrauben). Unter anderem:

- Wir hatten zu "guten Zeiten" in unserem Dorf 29 Landwirte, heute sind es noch 4. Diese 4 haben aktuell schon mehr Milchkühe als vorher die 29 ! Zudem sind diese Tiere heute auch noch etliche Liter leistungsfähiger.

- Der Handel (Lidl, Aldi und Co.) nutzt klar die Situation und dreht auch schamlos und kräftig an der Preisschraube nach unten. Komischerweise sind die in der Diskussion selten ein Thema. Alle Diskutierenden sehen das genauso, gehen aber weiter dort einkaufen.

- Wie kann es sein, dass 1 Liter Mineralwasser teurer ist als 1 Liter Milch?

- Müssen wir wirklich in Flensburg Milchprodukte kaufen können, die in München hergestellt wurden? Oder brauchen wir Butter aus Irland? Die regionale Produktion muß viel mehr gestärkt werden!

- Im Nachbardorf gibt es seit einigen Monaten erfolgreich einen Milchautomaten, an dem Bürger die Milch direkt am Hof zu 0,80 €/Liter kaufen können. Seit kurzem gibt es einen zweiten ca. 15 km entfernt. Der verkauft schon zu 0,70 €/Liter - ohne Not, denn man hat bei der Entfernung nicht den gleichen Kundenkreis. (Hieraus kann man auch schon viel bzgl. des Wettbewerbsdenkens unter Landwirten ablesen.)

...

Nachdenkliche Grüße

Ulli

Alle sagten: "Das geht nicht!"
Dann kam einer, der das nicht wußte ... und hat's gemacht!
Rolleyes
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#4

Moin Jürgen,

ist nicht schlecht das auch ein solches Thema mal angesprochen wird. Kann die Probleme hier aus Norwegen beschreiben die aber die selben sind wie in Deutschland.
Hatte bisher selbst keinen eigenen Hof, aber bin hier in Norwegen im Bauernverband um die Landwirte zu unterstützen.

Die Preispolitik hier in Norwegen ist die selbe, wobei die "neue" Regierung mit Erna Solberg die Sache Landwirtschaft umgekrempelt hat, tut sich nichts mit dem Merkel Verriss.
Dh. es sollen nur grosse Hofe überleben die auch dann alles selber vertreiben (nicht die Tiere vertreiben sondern das Fleisch)und auch ein eigenes Schlachthaus haben sollen!
Wenn man aber sieht das im Süden Norwegens (das Norwegische Kalifornien wie ich immer sage) sehr viel Korn angebaut wird, und diese Landwirte auch bei grossen Høfen noch einer anderen TÃ¥tigkeit (Baggerarbeiten, Werkstatt, ...) nachgehen um Geld zu verdienen. Betriebe mit Tieren sind da sehr dünn gesÃ¥ht. Das sieht über Oslo schon leicht anders aus da sich die FlÃ¥chen verkleinern, es auch hügelig wird zudem das Wetter durch den langen Winter eigentlich kein Kornanbau (zu kurzer Sommer sehr schlechte QualitÃ¥t) mehr zulÃ¥sst. Daher sind dann da Wiesen und Milchbetriebe mit Kühen oder Ziegen um auch im kleinen ein Einkommen zu haben.

Mein Freund Torbjørn KvÃ¥le (49) aus Slidre den ich seit 1991 kenne hat einen Milchbetrieb mit 20 Kühen (mehr geht da auch nicht in seiner Gegend, er hat für die Gegend einen grossen Hof), er macht alle Maschinenreparaturen selbst, ist sein eigener Lohnunternehmer und auch für andere, Baggert noch für andere auch für die Stadt und macht den Hof. Er macht das alles, damit er über die Runden kommt.
Wenn man dann sieht das die Landwirte hier 8 kr (Tageskurs von heute =87 cent) für den Liter bekommen von Tine (eine Norwegen weite Molkerei es gibt nix anderes, Tine hat das Monopol) und im GeschÃ¥ft bezahlt man 20 kr (2.17€) für den Liter Milch. Für einen 250gr Gaardsost 54 kr (5,85€).
Jetzt hat Torbjørn eine Auflage bekommen das er bis 2024 einen Stall bauen muss wo die Kühe frei rumlaufen kønnen und er muss sich einen Melkroboter anschaffen. Baukosten ca 5-6 mil kr.
Das ist aus 2 Gründen sehr schwierig, er kann das Geld mit der Milch nicht erwirtschaften und hat auch nicht die so grosse gerade FlÃ¥che um einen so grossen Stall zu bauen.
Die grosse Frage was jetzt?

Wenn alle Landwirte aus diesen genannten Gründen in Valdres (ist 5 406 km² gross und hat ca. 18 012 (2010) Einwohner) aufhøren müssten, hÃ¥tte diese Gegend binnen kurzer Zeit 80% Arbeitslosigkeit da keine Industrie vorhanden ist. Der Tourismus kann das auch nicht abfangen da ja nur 4 Monate Sommer ist.
Das dass dann ein Rattenschwanz ist, der dann den wegzug von Einwohnern, die Schliessung von Landwirtsch. WerkstÃ¥tten, GeschÃ¥ften, wegen den Mindereinnahmen Schliessungen von normale GeschÃ¥ften aller art ist, Entlasssung von Angestellten, ... die Region blutet aus und das wÃ¥re dann über ganz Norwegen, aber das sieht kein Politiker.
Die Verursacher der Gesetze haben keine Ahnung was die da machen.
Genau wie die Politiker in Deutschland sind die unbestechlich, die nehmen nicht mal Vernunft an! Oder sind gesteuert von der Industrie?

Wenn es sich jetzt für Deutsche Landwirte gut anhørt mit dem Milchpreis von 87cent gebe ich zu bedenken, das die Lebenshaltungskosten /Ersatzteile / Maschinen sehr viel høher sind und die Norwegischen Landwirte genau wie die Deutschen die Milch unter Preis / Produktionskosten hergeben müssen.

Der Verbraucher trÃ¥gt meiner Meinung nach auch mit Schuld da sehr viele immer die billigsten Sachen kaufen (auch die sehr viel Geld haben, Geiz ist geil!) und die GeschÃ¥fte die Preise weiter drücken bei den Produzenten. Da Produkte aus dem Ausland noch günstiger sind wird das eben verkauft. Hauptsache es ist billig, was an diese Tiere verfüttert wird und welchen Scheisse der Verbraucher da bekommt ist egal hauptsache billig. Das ist eine Spirale nach unten.
Da muss der Verbraucher was dran åndern!

Die Schweiz hat diese Sache anders geløst (ich meine das passt das System auch sehr gut auf Deutschland und Norwegen), indem die Regierung kleine Landwirte stützt. In der Schweiz gibt es sehr viele Høfe die aufgrund Lage nicht mehr machen kønnen, genau wie in Norwegen.
Vorteil: Es hÃ¥ngen sehr viele Familien an den kleinen Høfen dran die dann Steuern zahlen, auch überleben und eine Zukunft haben.
Strukturschwache Regionen in denen es keine Industrie oÃ¥. gibt überleben.
Nachteil: Es kostet der Regierung (eigentlich dem Steuerzahler) Geld, welches aber gut angelegt ist da kleine Høfe überleben, anstelle von Arbeitslosengeld für die Landwirte. So gesehen ist dieser Nachteil ein Vorteil.

Meine Meinung ist das die Landwirte mehr Geld für Ihre Produkte bekommen müssen, da diese 7 Tage die Woche am Arbeiten sind, für die meisten Ferien / Bezahlte Überstunden ein Fremdwort ist und sich diese Arbeit lohnen sollte, denn die Landwirte stellen Essen für die Bevølkerung her.
Auch ist es lohnender für den Staat 100 Steuernzahlender Landwirte zu haben als 1 Grossen Landwirt der die FlÃ¥chen der 100 Landwirte bearbeitet und diese 100 Landwirte auf der Strasse stehen.
Geld wÃ¥re da,wenn die Banken gerettet werden kønnen müsste auch Geld für unsere Landwirte und deren Familien da sein!

Einfach mal sacken lassen, und drüber nachdenken.

Grüsse Rüdiger

MB Trac was sonst, gibt doch nix besseres Big GrinBig Grin
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#5

Hallo Rüdiger, Grüße nach Norwegen

ich sehe das wie Du.
Da leisten sich die Damen eine Küche für etliche tausend Euro und backen darin eine Pizza für 98 Cent ab.
Die Wertschätzung der Lebensmittel muss wieder einen anderen Stellenwert bekommen.

Grüße
Eckhard
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#6

Moin

Es ist zwar schon eine Weile her, aber in der Schweiz sieht es nicht anders aus.

http://www.blick.ch/news/schweiz/er-beko...08078.html

LG Frank
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#7

hallo,
ja, die milchbauern haben es grad sehr schwer.
aber die Bauern im allgemeinen haben einen schlechtes ansehen, ganz anders wie noch vor 50 jahren.
die fahren doch nur grosse schlepper, bekommen Subventionen ohne ende und verspritzen gift.
so der Tenor vieler, ob nur im realen Gespräch oder als Diskussion in foren usw.

jeder will ordentlich produzierte Lebensmittel, die wenigsten aber sind bereit dafür ordentlich zu bezahlen.

wir verweden heute nur noch einen Bruchteil unseres einkommens für Lebensmittel, früher sah das ganz anders aus.

wo geht der weg hin?
keine Ahnung...die lösung können aber z.b. nicht die riesigen Betriebsgemeinschaften in den neuen bundesländern sein die einfach kostendeckender arbeiten können als der Familienbetrieb im Gebirge.

ergo müssen die kleinen betriebe subventioniert werden - aber wo führt das wieder hin?
wer die lösung hat, bitte hier posten....ich seh das als sehr schwierig an, denn wer mag schon sein leben auf Subventionen aufbauen....

gruss
thomas
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#8

Hallo,

ich finde die Resonanz interessant. Ich bleibe aber dabei, das Wachstum keine Überlebensstrategie für die Landwirtschaft ist.
In Summe spricht die Politik immer von Wirtschaftswachstum, quasi als „Mantra“ Es kann aber kein unendliches Wachstum geben, es sei denn man erzeugt es durch immer neue Regelungsvorgaben der Politik, siehe z.B. CO2 Emissionen bei den Autos.

Zurück zur Landwirtschaft, die mittelständischen bäuerlichen Betriebe haben Jahrzehnte lang die Qualität der Lebensmittel garantiert, eben z.B. durch Weidegang der Tiere oder konventionelle Ackerbewirtschaftung ohne Glyphosat Einsatz. Glyphosat bei der Getreideernte 3 Tage vor der Ernte zu spritzen um Trocknungskosten zu sparen bzw. auf dem Feld schneller fahren zu können ist schlicht weg verantwortungslos. Klar wird das ganze gezielt von Lobbyisten (Monsanto und Co) gesteuert, aber jeder muss doch selbst bis 5 zählen können.

Vor ein paar Tagen lief ein interessanter Bericht auf 3 SAT: „Das Gift auf unserem Acker“. Feldversuche in den USA haben gezeigt, das Glyphosat sehr wohl Erbgut schädigend ist. Die Nutzpflanzen bilden weniger feine Wurzeln aus, Fazit die Pflanzen nehmen weniger Wasser auf und der Ertrag ist bei direkt aneinangrenzenden Flächen (Glyphosat und Konventionell) nach ca 10 – 15 Jahren um 40 bis 60% zurückgegangen! Die Fruchtbarkeitsrate der Kühe in Grünlandbetrieben ist 2 Jahre nach Umstellung um 50% gestiegen nachdem man Glyphosat Getreide und Soja durch Biologisches ersetzt hat.

Zurück zur Milch:
Warum kauft der Verbraucher „das Billigste ein“ Die deutsche Mittelschicht“ schwindet dahin, ein Großteil der Bevölkerung muss auf den Euro schauen und lebt nicht im Überfluss, hingegen werden die Spitzengehälter immer höher und z.B. das Topmanagement bei VW hat ja auch nichts von „Dieselgate“ gewusst, das waren ja nur die Abteilungsleiter etc. Fazit die Schere von Arm und Reich geht immer weiter auseinander und die unten kaufen nun mal billig! Das würde keiner von uns anders machen, zumal die Industrieprodukte und wohnen (Miete) immer teurere werden.

Ja ich gebe auch zu das mir die Butter aus Irland oder dem Allgäu besser schmeckt, nebenbei ist sie streichfähiger – da sind halt einfach qualitative Unterschiede die da sind!

Natürlich nützen Lidl und Co ihre Marktmacht aus, aber das ist z.B. in der Automobil Industrie bei VW und Ford nicht anders! Klar das ist Kapitalismus und ich heiße das nicht gut, dem kann man nur intelligent begegnen.

Ich bleibe dabei, nur eine radikale Mengenbeschränkung wird die Milchbauern vor dem permanenten Preisverfall retten. Z.B. aktuelles Niveau -10%. Die großen minus 15 bis 20%, die Kleinen minus 5% und dazwischen linear angepasst pro Kg Liefermenge / Jahr. Da muss ein Bauernverband aber auch über die Deutschen Grenzen hinaus tätig werden und sich Weltweit solidarisieren, ansonsten wird das nichts.
Solange die Bauern auf Kosten Anderer (egal ob international oder lokal) immer mehr produzieren wird das Nichts.
Ich frage mich auch wieso z.B. in der Wetterau bei Friedberg Milchviehbetriebe mit 800 Kühen entstehen mussten. Das sind doch Ackerbaugebiete mit extrem guten Böden. Es gibt dafür nur einen Grund, das streben des einzelnen Bauern nach immer mehr. Offenbar die Milch 2013 so gut bezahlt, das Getreide und Zuckerrüben dagegen uninteressant wurden.

Es gibt ja schließlich auch andere schöne Beispiele wie z.B. das Internationale Steuerdumping, LuxLeaks,….

Aus meiner Sicht müssen auch die unsinnigen Agrarsubventionen komplett abgeschafft werden, es ist der größte Posten im EU Haushalt. Im Gegenzug müssen die Agrarprodukte wieder teurer werden. Nur so wird auch den „SOFA-Bauern“ das Handwerk gelegt, die die Flächenprämien als die ihrigen sehen um ihre Einkünfte / Renten aufzubessern.
Die ganzen Subventionen habe nur zu Fehlanreizen in der Landwirtschaft geführt. Ist aber in anderen Bereichen wie z.B. erneuerbare Energien auch nicht anders. Subventionen können nie einen Dauerzustand bilden, sondern höchstens kurzfristiger Start Anreiz!


Aber seid sicher, es geht nicht ohne Produktionsbeschränkung, wer was Anderes behauptet lügt sich in die eigene Tasche!

Nur ein limitiertes Angebot erzeugt einen adäquaten Marktpreis, Überproduktion führt zum Kollaps, da könnt ihr noch so viel arbeiten, ihr verdient nicht mehr, es fallen nur die Stückkosten, die sofort vom Markt abgeräumt werden

Ich hoffe ich habe das Thema noch ein wenig inspiriert!

Lasst uns einfach mal Ideen sammeln und euren Bauernverband damit beglücken.

Wenn ihr es nicht in die Hand nehmt, wird es Niemand für euch tun!

VG

Jürgen
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#9

Servus,

ich habe keine Kühe, sondern Mastschweine.
bis vor 6 Jahren auch noch viele Zuchtsauen.
Bis mir das mit den Ferkelpreisen zu dumm wurde:
Sollen die Großbetriebe in den NB oder die Dänen Ferkel erzeugen.
Ich habe mir damals gesagt, ich mach da nicht mehr mit !
5 Euro Verdienst / Ferkel sind mir zu wenig !
Und bei den Mastschweinen ist es das gleiche:
Jeder jammert, und jeder macht / produziert weiter.
Ich habe schon seit Nov. einen Teil der Ställe leerstehen, weil für
unter 1,30 € produziere ich kein Schweinefleisch, schon aus Prinzip nicht. Ok, ich kann mir das leisten, meine Ställe sind abgezahlt.
Fakt ist, wir haben eine Mengenproblem, Fleisch wie Milch !
Das kann die Politik nicht richten.
Stellt euch mal vor, wir würden 1,70 für Schweinefleisch oder 40 Cent
für die Milch bekommen, ich schwör, es würden Ställe gebaut wie blöd,
alle würden Produzieren was das Zeug hält. Und wer soll das Kaufen ?
Die Bauern sind zu ergeizig, viele zu gierig ( und für die Gierigen
reicht es sowieso nie ) immer nur Wachstum ( wohin ? )
und was weis ich, was manche Bauern so antreibt ......
Man muß sich entscheiden, mach ich das Spiel mit, bin ich zufrieden, mit meinem Einkommen, reicht es zum Leben, will ich der " Größte " sein oder werden, will ich neue und größere Technik .......... oder steige ich aus. ( Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende )
( Ok, wenn ich erst gebaut habe, ist das schwierig. )
Schaut doch zum Beispiel mal beim Spezi ( Cola-Orange oder Colamix )
Das Zeug ist nichts wert, braunes Wasser und Zucker ! Und was kostet
der Dreck ? doppelt soviel wie Milch !!!
Und warum ist das so ? Ja weil sich der Lizenzinhaber / Hersteller einig ist:
Es gibt keine billige Limonade ! Die Produzieren das Zeug nach Bedarf.
Billigspezi gibt es nicht !
Nur die Bauern produzieren weiter !
Irgendwann muß ein Mäster 6000 und mehr Schweine / Jahr mästen,
dass er auf seinen Deckungsbeitrag kommt, wenn er das Spiel
mitmachen will, ok, ich bin da nicht mehr dabei!
Auf das läuft es leider raus, und das ist so gewollt,
Nahrungsmittel müssen billig bleiben, und leider geben sich die Bauern dafür her.
Gute Nacht, Hans
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#10
YTRAC04 

Hallo,

Ich geb meinen Senf auch noch dazu!

Habt ihr euch schon mal überlegt warum Lebensmittel billig sein müssen?

Weil es egal ist was zum Schluss hinten raus kommt.

Man sieht doch egal bei welcher Schicht Menschen nur wie groß ist mein Haus, Auto, oder wie toll meine Marken Klammoten sind oder das ich 3 mal im Jahr die Welt bereisen kann.

Aber was das kostet was ich esse ist egal. Weil wenn es verdaut ist schaut es zu 99% gleich aus. Da reicht es wenn ich 10 mal im Jahr bewusst oder Luxus esse und dann ist am wichtigsten das das Steak von Argentinien kommt und nicht von einem ordentlichen Mäßter von der Region.

Klar ist das nicht alles, aber mit unter ein Grund. Lebensmittel kaufen muss jeder Billig, und viel so verdient der Staat am meisten. Und wenn dann jeder noch genug hat das er alle 3 Jahre ein Auto dazu kauft dann ist doch alles geritzt.

Ein guter koch sagte mal ( jedermann schüttet in sein Auto das beste und teuerste Öl, in seinen Magen das billigste!)

Das ein Bauer dem anderen nicht den neueren Schlepper gönnt oder das der ein Hektar mehr bewirtschaftet ist doch ein gesellschaftliches Neidproblem.

Mein Schwager ist selbst ein 40 Kuh Betrieb mit eigener Nachzucht. Anbindestall. Und was das heißt brauch ich den wenigsten sagen.

Das ist meine Meinung.

Viel Spaß beim diskutieren

Gruß Alex

P.S. Was ist der Bauernverband? Ein von Lobbyisten bezahlter Verein. Der gehört genauso abgeschafft wie die Milchquote abgeschafft wurde. Der Markt könnte sich unter einer Mengenbegrenzung selbst regeln.
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#11

Hallo Hans,

Du hast vollkommen recht mit dem was Du schreibst! Ich hatte erst auch von "Gier" geschrieben und es dann raus genommen weil ich es für angreifbar hielt.
Ja die Bauern sind so und meine Erfahrung ist, je jünger sie sind desto mehr verfallen sie diesem Muster!

In unsrer Nähe gibt es eine kleine Brauerei (Peter Brauerei in Ostheim), die die "BIONADE" erfunden hat. Ich glaube es war Coca Cola welche sich das geniale Getränk unter den Nagel gerissen hatten. Kaum waren sie eingestiegen, haben sie die Pries um ca 25% erhöht und die Produktion ausgeweitet. Das war fast das Ende der Peter Brauerei, der Absatz brauch ein, die Kunden haben sich verarscht fühlt!

Heute ist die Brauerei wieder selbstständig und setzt im bescheidenen MAß BIONADE ab.

GIER zerstört alles, aber víele Landwirte verstehen dies einfach nicht.

Lebensmittel (hier die Rohprodukte) zu produzieren und mit der Natur zusammen zu arbeiten ist eine besondere Verantwortung - die aber viele Landwirte vergessen haben. Vielen geht es um Größe (Betrieb, Maschienen, Hekltar, PS) und somit letztendlich nur um das bedruckte bunte Papier welches nicht mehr mit werten hinterlegt ist und bald wertlos sein wird.

Wer das nicht erkennt wird früher oder später scheitern!

VG

Jürgen
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#12

Ihr redet immer von den Junglandwirten die das von der Schule lernen!!!
Das ist schon mal falsch
Ich bin jetzt 35 Jahre alt und habe meinen Techniker und Meister in der Landwirtschaft vor fünf Jahren abgeschlossen
Schaut mal, Auch wenn wir Deutschen alle miteinander die Milchproduktion veringern, Dann wird es in der hinsicht kein Unterschied machen. Weil die Milch vom Ausland (EU-Staaten) trotzdem billig eingekauft wird.
Ich hab den Schritt gemacht und habe einen neuen Milchviehstall mit Roboter gebaut, um die Anbindehaltung zu umgehen und Tiergerecht zu Arbeiten. Ohne das hätte ich sowieso keine Förderung bekommen.
Mann wird teilweise sehr arg gesteuert wenn man einen Laufstall baut.
Klar ich hab mich auch hingezogen gefüllt einen Laufstall zu haben und keine Anbindehaltung.
Ich bereuhe das auch nicht, auch wenn ich jetzt nicht mehr Weiss wie ich meine Tiere mehr artgerecht (nach Forschrift von dem Gesetz her) füttern soll, ohne das ich meine halbe Herde schlachten muss!!!
Ich selbst leb schon seit drei Jahren von ca. 400 Euro im ´Monat, so das ich wenigstens auch noch was zu essen kaufen kann, das ich wenigstens überlebe um meine Tiere noch füttern zu können.
Das hörrt sich jetzt vielleicht weng Krass an, aber ich geb lieber meinen Tieren jeden Cent, als ich mal a Woche in Urlaub fahre!!!
Ich frag mich bloß warum die Junglandwirte bzw. die älteren Landwirte die Heut zu Tage laut Gesetz Artgerechte Tierhaltung betreiben, momentan die Buhmänner sind und ihre Zukunftsbetriebe schliessen müssen wenn es so weiter mit dem Milchpreis geht???
Ich Weiss aus eigener Erfahrung, wenn man nicht gebaut hätte, und die Tiere immernoch auf Anbindehaltung stehen,und am besten noch auf Arbeit gehen, die aber die ganze Krise locker überleben, weil sie keine Bankbelastung wegen Artgerechtem Neubau für das Vieh und Schuldenfrei sind, Sowas momentan Unterstützt wird.
Mag sein das des vielleicht irgendwann kommt wegen Anbindehaltungsverbot im Jahre ?????,
Aber wer ist dann noch da wenn jetzt schon die Artgerechte Tierhaltung zu nichte gemacht wird.

Ich brings so gut wie gar nicht übers Herz eine Kuh zum Schlachter zu bringen, weil ich die von Geburt an Aufziehe und Pflege. Nur der Gedanke, das ich jetzt meine Jahrelange Arbeit und Züchtung und nur das ich die Bank zufriedenstelle! Kühe oder Jungrinder zum schlachten bringe, weil ichs Finanziel nicht mehr schaffe. Da kann ich mir gleich an Strick um den Hals binden und zu ziehen!!! Was hat das noch mit Artgerechter Tierhaltung zu tuhen???
Dene Seselfurzer die meinen unnötig Gesetze zu machen und nie in einem Stall gestanden zu haben die gehören sich zu erst geschlachtet, bevor man ein Tier vernichtet bevor die Insolvenz kommt !!!
Und wenn ich den Gedanken noch hege, das bei vielen Fertigpizzas sowieso nur künstlicher Käse trauf getan wird, dann frag ich mich auch was da falsch läuft???
Fazit: Am besten künstlicher Käse für die Bürger und die Junglandwirte die Artgerechte Tierhaltung nach Gesetz bzw. Politik bauen, Aussterben lassen!!!
Denkt erst mal nach bevor ihr so einen schwachsinn schreibt!!!
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#13

Irgendwann fällt den Städtern und Gesetzgebern auf, dass man Plastik, Facebook und Apps nicht essen kann!

Ulli

Alle sagten: "Das geht nicht!"
Dann kam einer, der das nicht wußte ... und hat's gemacht!
Rolleyes
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#14

Moin Leute

Zitat:Irgendwann fällt den Städtern und Gesetzgebern auf, dass man Plastik, Facebook und Apps nicht essen kann!

Ich befürchte das es bis dahin für viele zu spät ist. Es ist ja nicht nur bei der Milch so, es wurde bereits angedeutet das
es bei den Schweinen nicht besser ausschaut. Rindfleisch geht wohl gerade noch so im Moment, wenn man das über-
haupt sagen darf, aber der trend ist auch hier fallend. Wenn ich so über die ganze Situation nachdenke frage ich mich
was hat sich da für eine Mentalität gebildet, die Geiz ist geil Fraktion. Die Milch wurde vor Jahren schon mit 80 Pfennig
vergütet, gut das sind schon Jahre her und war wohl auch nur für kurze Zeit. Aber gelebt haben wir doch zu dieser Zeit
auch und der Verdienst war beim Arbeiter damals nich so hoch wie heute. Meine Frau kam letzt vom Einkauf zurück, was
denkt Ihr was ausverkauft war, die Gut und Günstig, da sieht man doch worauf der Käufer achtet. Fragt man ihn
würdet ihr mehr zahlen da sagt dann jeder natülich klar doch, ist zu wenig für das Produkt. Komisch warum ist dann Gut
und Günstig ausverkauft und die Faire Milch steht noch im Regal, die will keiner. Da frage ich mich was ist das
für eine Mentalität question. Letztlich ist für alles Geld da, ob ein dickes Auto, ein kräftiger Urlaub wo an nichts gespart wird.
Jeder sollte sich mal ausrechnen wie viel ein fairer Preis für Lebensmittel im Monat seine Familie mehr kosten würde, ich habs
mal für uns 3 grob durchgerechnet, es sind so ca. 80 Teus im Monat mehr. Ich denk mal das sollte sich ein jeder für sich mal
vor Augen halten und sein Kaufverhalten überprüfen. Solang dies nicht passiert ändert sich auch nichts. Und sollten die
Produkte dann im Laden (wann auch immer, besser heut als morgen) wieder teuerer werden bin ich mal echt auf das
Verhalten des Verbrauchers gespannt. Da geht mit Sicherheit das ganz laute Gejammere los Wink.
Auf unsere Politik hab ich keinerlei Hoffung, die würde eher der Waffenlobby helfen wenns der schlecht geht als
den paar Landwirten. Damit dann die Völker in der dritten Welt sich die Köpfe einschlagen weil die Leute Hunger leiden.
Und zu guter letzt importieren wir dann noch deren paar erzeugte Lebensmittel damit Sie ihre Schulden bezahlen
können. Das ganze nennt sich dann Globaler Welthandel Wink. Ich weiß ich hab die letzten Sätze etwas dramatisch dargestellt,
aber es sind mal so ein paar gedanken. Meiner Meinung nach haben wir keine Überproduktion so lange noch irgendwo Menschen
Hunger leiden müßen.
Aber wieder zurück in unsere Region, es ist wohl keinem so richtig bewusst was alles an der Landwirtschaft hängt. Es sind nicht
nur die "paar Bauern", nein das ganze ersteckt sich über die Landhandel, die Dienstleister bis hin zur Industrie. Ich bin als
Dienstleister auch mit betroffen und glaubt mir das Desaster ist mittlerweile auch angekommen. Ich muß auch darauf
reagieren, ich mach mir Gedanken Ersatzteile erst zu bestellen wenn ich die Ware bezahlt bekommen habe. Ich finanziere im
Moment so einiges an Matreial für andere Betriebe weil die Rechnungen nicht mehr bezahlt werden. Das geht auf Dauer auch
nicht, das hält die Moneykiste nicht lange aus Wink. Ich weiß aber auch das es anderen Betrieben nicht besser ergeht.
Wir wollen artgerechte Tierhaltung, ist absolut okay und in Ordnung, wir wollen saubere Lebensmittel, eine intakte Umwelt, alles
vom feinsten, aber man muß sich vor Augen halten das es dies nicht zum Nulltarif geben kann.
Und noch eine letzte Anmerkung zum Glyphosat, früher wurde dies eingesetzt um Problemkräuter zu behandeln,
ich denk mal das war bis dahin soweit in Ordnung und wir konnten damit leben. Es wurde schon angedeutet, Getreide abspritzen
um Trocknungskasten zu sparen ist absolut Verantwortungslos, solche eine Sauerei ist hier auch teilweise vertreten. Ich hab
den Einsatz von Glyphosat eigendlich nie so skeptisch gesehen, wäre wohl auch vertretbar, aber wenn ich die Biogasbetriebe
mittlerweile sehe die großflächig alles gelb machen damit um Kosten bei der Bodenbearbeitung zu sparen, sehe ich dieses
Mittel viel mehr skeptisch als früher. Da bin ich mal gespannt wie unsere Politik sich da gegen den Riesen Monsanto und Co
behauptet, oder ob die Politiker wie üblich einknicken. Ich bin der Meinung das der Einsatz ganz klar beschränkt werden muß,
aber nicht gänzlich verboten.
Und da auch wieder eine intakte Umwelt kostet, gibt es nicht zum Nulltarif.

Nachdenkliche Grüsse aus dem Heckenland, Matthias
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#15

Hallo Forum

Wisst ihr das die Schweiz die billigsten Lebensmittel hat, mit dem höchsten Qualitätsstandart? In der Schweiz braucht man 7% vom Einkommen für Lebensmittel, in Deutschland doch 17% und in Frankreich gar 22%................

Ich frage mich schon lange, wo wollen wir noch Landwirtschaft betreiben?, alles wird verbaut und immer sind es mehr Menschen auf der Welt die sich Lebensmittel kaufen können? Und z.B. in der Schweiz wird min. 1/3 der genissbaren Lebensmittel weg geworfen :-( früher durfte man die noch an Tiere verfüttern, heute ist ja auch dies grösstenteils verboten. Es werden Lebensmittel um die halbe Welt geflogen und all die welche am lautesten wegen Umweltschutz schreinen, kaufen eben diese billigen Lebensmittel....traurig...wenn ich denke was mir meine Grossmutter erzählt hat was sie zwischen 1914-1918 und von 1939-1945 alles gegessen haben. Wo sind wir gelandet, wo sind unsere Politiker? die wir gewählt haben?

Grüsse Romi

Grüsse Romi
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